Michael PARENSEN
- Geboren am:
- 24.06.1986
- Im Verein:
- 01/2009 - 2020
- Vor Union:
- 1.FC Köln (2007-12/08), Borussia Dortmund (2002-07), SC Paderborn (2001/02), TuS Bad Driburg (1998-2001), VfL Eversen (1992-98)
- Erstes Spiel für Union:
- 7.02.2009, VfB Stuttgart 1893 II - 1.FC Union Berlin 0:3
- Letztes Spiel für Union:
- 27.06.2020, 1.FC Union Berlin - Fortuna Düsseldorf 3:0
- Nach Union:
- Polar Pinguin (02/2021-)
- Funktionärskarriere:
- 1.FC Union Berlin (Assistent des Geschäftsführers Profifußball 07/2021-07/22, Technischer Direktor der Lizenzspielerabteilung 07/2022-04/24), Sturm Graz AUT (Geschäftsführer Sport 11/2024-)
- Nationalität:
- Deutschland
Einsätze | Karten | Torerfolge | |||
---|---|---|---|---|---|
Spiele: | 249 | Rote Karten: | 0 | Tore: | 8 |
Eingewechselt: | 29 | Gelb-Rote Karten: | 1 | Elfmeter: | 0 (0) |
Ausgewechselt: | 57 | Gelbe Karten: | 43 |
Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll.
Wintertransfers werden ja häufig kritisch gesehen, weil man unterstellt, dass der verpflichtende Verein einen Panikkauf tätigt. Und tatsächlich war die Verpflichtung von Michael Parensen aus der Not geboren, denn der 1.FC Union war in der Premierensaison der "3.Liga" recht überraschend auf Aufstiegskurs und suchte dringend einen Ersatz für den verletzt ausgefallenen Linksverteidiger Patrick Kohlmann. Da entsann sich Trainer Uwe Neuhaus eines jungen Mannes, den er einst bei Borussia Dortmund betreut hatte und lotste ihn nach Berlin. Für Parensen war es so etwas wie der letzte Versuch, im Profifußball anzukommen, später erzählte er, wie schwer ihm der Einstieg gefallen sei; die Infrastruktur des Vereins völlig marode, dazu Berlin im Winter - es war zumindest von Seiten des Spielers keine Liebe auf den ersten Blick.
Auf dem Platz spielte das alles keine Rolle, hier absolvierte der gebürtige Ostwestfale eine hervorragende Rückrunde und schwächelte erst bei der Aufstiegsfeier, als ihn ein anderer ehemaliger Winter-Panikeinkauf daran hindern musste, sich um Kopf und Kragen zu singen. Das nicht jedes Liedgut beim Union-Umfeld wohlgelitten ist, wusste der scheidene Publikumsliebling Sebastian Bönig natürlich längst, der kommende Publikumsliebling Parensen musste es lernen.
Diese Aufstiegsfeier, eher klein und außerhalb des Union-Kosmos unbeachtet, beendete den Prolog von Parensens Unions-Karriere und öffnete die Klammer zum Hauptteil: Einer ganzen Dekade, in der der 1.FC Union auf gerade zu unfassbare Weise wuchs und gedieh. Zehn Jahre hintereinander spielte Union in der 2.Bundesliga, entwickelte sich sportlich zu einem permanenten Aufstiegskandidaten und im Umfeld zu einer geachteten Größe im deutschen Profifußball. Immer dabei: der über die Jahre ergrauende Michael Parensen, menschlich unverzichtbar, sportlich viele Jahre die Allzweckwaffe im Kader. Das Mantra "...oder Micha" stand stets am Ende jeder Aufstellungsdebatte, wenn irgendwo eine vakante Position besetzt werden musste. Parensen konnte alles - außer gesund bleiben. Jeder, der in den Jahren 2009-2015 regelmäßig Union-Spiele besuchte, musste irgendwann das Bild ertragen, wie ein schmerzgekrümmter Michael Parensen vom Platz getragen wurde. Da führte jemand Zweikämpfe, als ob es kein Morgen gäbe und zahlte die Rechnung immer in bar.
Dass das "Fußballgott" bei der Mannschaftsvorstellung bei ihm irgendwann gefühlt das lauteste von allen war, es hatte viele Gründe. Nett und freundlich sein wird immer gerne honoriert, Vereinstreue sowieso, aber es war auch der Respekt vor der Verletzungshistorie. Jemand, der so buchstäblich die Knochen für den Verein hinhielt, ohne selbst ein Treter zu sein, erntete deutlich mehr als Anerkennung: Er erntete Liebe. Und Michael Parensen wurde geliebt. Auch als er, Union hatte mittlerweile den Aufstieg in die Beletage deutlich vernehmbar artikuliert, mehr und mehr nicht mehr erste Wahl war, er hatte einen großen Platz in den Herzen der Fans. Immer rarer wurden seine Einsätze, in der letzten Zweitligasaison vor der erstmaligen Aufstieg des Vereins in Bundesliga bestritt der einst unumstrittene Stammspieler nur noch ein knappes Drittel der möglichen Einsätze. Und doch, wie konnte es anders sein, als die entscheidenden Relegationsspiele anstanden, stand Michael Parensen beide Male auf dem Platz. Und als an einem Montagabend im Mai Massen von rotgekleideten Menschen das Spielfeld der Alten Försterei fluteten, war er der einzige Spieler, der beide Aufstiege, 2009 und 2019, mit errungen hatte.
Und so endet der Hauptteil und schließt sich die Klammer mit einer zweiten Aufstiegsfeier, diesmal ein über die Grenzen Köpenicks und Berlins hinaus beachtetetes, rauschendes Fest, mit nichts auf der Welt zu vergleichen, zum Empfang der Helden eine große Bühne auf dem Rasen der Alten Försterei. Auf der Bühne ein ekstatischer Michael Parensen, der, so wunderbar wie wahr, zur Feier des Tages das Aufstiegstrikot von 2009 trägt, aber nicht etwa seins, sondern das von Sebastian Bönig.
Der Epilog ist der Epilog ist der Epilog.
Die paar Spiele, die Michael Parensen in der Bundesliga absolviert, wären für einen anderen Spieler belanglos. Für ihn sind sie wichtig. Die ganze Geschichte wäre nicht rund ohne diese neun Einsätze. Dass der Verein nach der Bundesliga-Premierensaison dann einen Schlussstrich zieht, ist nachvollziehbar. Die Spielerkarriere des ewigen Micha fadet aus. Was bleibt, ist ein über viele Jahre gewachsenes Verhältnis zwischen Spieler, Verein und Anhängern, dass keinen Raum lässt für die Vorstellung, es könnte sich eine Zukunft einstellen, in der Michael Parensen und der 1.FC Union komplett getrennte Wege gehen.