Taiwo AWONIYI

In Großbritannien ist der Menschenhandel streng reglementiert. Wenn die englischen Premier-League-Vereine Spieler verpflichten, erhalten diese nur dann eine Arbeitserlaubnis, wenn sie nach einem komplexen Punktesystem nachweisen können, dass ihre Leistungsfähigkeit eine Bereicherung für den heimischen Markt darstellt. Damit also z.B. der FC Liverpool nicht heimlich eine polnische Putzfrau über die Transferliste verpflichtet, müssen die Probanden entweder Nationalspieler sein, oder eine gewisse Anzahl an Spielen in anderen Ligen absolviert haben, wofür es dann Punkte je nach Qualität der Liga gibt… es gibt bestimmt Brettspiele von Ravensburger darüber.

Jedenfalls Taiwo Awoniyi. Den hatte der FC Liverpool als 17-jährigen aus Nigeria verpflichtet und seitdem immer wieder an andere Vereine außerhalb Großbritanniens verliehen, auf dass er über diese Vereine sich die Punkte zusammenklaube, damit er dann auch in der Premier League auflaufen dürfe. Auch in Deutschland hatte der Angreifer beim FSV Frankfurt und zuletzt in Mainz schon seine Visitenkarte abgeben.

Wie beschreibt man einen solchen Spieler?

Ein Kleiderschrank. Aber vom Tischler.

Ein großer, sehr schneller Kleiderschrank. Ein großer, sehr schneller Kleiderschrank vom Tischler, der Bälle frisst. Auf etwas staksigen Beinen.

Awoniyi war extrem wichtig für die Mannschaft, auch wenn das Erzielen von Treffern offensichtlich nicht seine Paradedisziplin war. Dass Union sich völlig überraschend erstmalig über die Ligaposition für einen europäischen Wettbewerb qualifizierte, daran hatte der Ausgeliehene einen großen Anteil, obwohl er ein knappes Drittel der Saison verletzungsbedingt verpasst hatte.

Nach seiner ersten Saison hatte Awoniyi genug Punkte gesammelt, um sich in der Premier League präsentieren zu können. Da aber naturgemäß die Ansprüche an der Anfield Road noch ein wenig höher als an der Alten Försterei sind, ging für Union ein Fenster auf, in das der Verein dann knapp 8,5 Millionen Euro warf. Awoniyi absolvierte eine zweite Spielzeit in Köpenick, die sowohl für ihn wie auch für den 1.FC Union nochmal eine Steigerung bedeutete. Dann war er aber tatsächlich nicht mehr zu halten, denn in der Premier League ist auch ein Aufsteiger wie Nottingham Forest in der Lage, mal eben 20 Millionen als Ablöse aus dem Handschuhfach zu ziehen. Als Bundesligist ist man der Hecht im Karpfenteich, aber es schwimmt halt immer auch noch ein Hai mit im Becken.

Es waren zwei unfassbar schöne Jahre. Vielen Dank und alles Gute, Taiwo!